Vorsorge für Anfänger: Reicht das Geld im Alter?
Teil 1: Verheiratet, kinderlos, 100 % erwerbstätig
Worauf sollte ich bei meiner Altersvorsorge achten? Anhand von konkreten Fällen gehe ich in meiner neuen Blogserie auf die relevanten Punkte ein. Thema heute: doppeltes Einkommen, keine Kinder. Alles in Butter?
Anna M., 40, schreibt:
«Liebe Sandra
Mein Mann und sind beide angestellt und arbeiten Vollzeit. Wir haben keine Kinder.
Das ist unsere finanzielle Situation:
- Jährliche Ausgaben (gemeinsam): CHF 170’000
- Steuerbares Einkommen: CHF 200’000
- Vermögen: CHF 150’000
- Vorsorge:
Ich habe eine Säule 3a.
Mein Mann hat mich in seiner Lebensversicherung begünstigt. - Wohnsituation: Miete
Ich frage mich: Haben wir im Alter genug zum Leben? Was empfehlen Sie uns?»
Antwort Sandra Flückiger:
Liebe Anna
Schön, dass Sie sich um Ihre Finanzen kümmern. Gerne gebe ich Ihnen zu Ihren Fragen Auskunft. Um Ihnen zu antworten, ist es wichtig zu wissen, wie viel Geld Sie im Alter benötigen. Zum Glück führen Sie ein Budget und kennen Ihre Ausgaben.
Für meine Antwort treffe ich ein paar Annahmen:
- Sie sind beide etwa gleich alt.
- Der Lohn und die Ausgaben bleiben gleich hoch.
- In den Ausgaben sind die Säule-3a-Gelder berücksichtigt.
- Einzahlung in die Säule 3a über 35 Jahre.
- Beiträge in die Pensionskasse (PK) wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben, sodass Sie mit 65 Jahren zusammen CHF 1 Mio. Alterskapital in der PK angespart haben.
- Im Alter benötigen Sie bis 80 Jahre gleich viel Geld wie heute. Danach reduzieren sich die Ausgaben um CHF 50’000 auf CHF 120’000 (bis Alter 90 gerechnet).
- Für die Berechnung des Kapitals lassen wir die Zins- und Zinseszinsberechnung bleiben.
- Die AHV-Rente belassen wir mit CHF 44’100 pro Jahr. Das ist aktuell die maximale AHV-Rente für Ehepaare.
- Somit benötigen Sie neben der AHV und Pensionskasse hochgerechnet ca. CHF 1.7 Mio. für die 25 Jahre.
Die drei wichtigsten Punkte, die ich Ihnen empfehle
- Gezielt sparen: Das klingt nun nach viel Geld, aber Sie können neben der Säule 3a jedes Jahr CHF 30’000 auf die Seite legen. Ein Vermögen von CHF 150’000 haben Sie auch schon angespart.
Nun gilt es, die Säule-3a-Gelder und diesen Sparbatzen arbeiten zu lassen und vom Zins- und Zinseszins profitieren. Eine Anlagestrategie mit einer jährlichen Rendite von 1 % nach Inflation würde reichen, Ihre Ausgaben im Alter zu decken.
Man muss dafür nicht gleich alles in Aktien anlegen, aber einen Teil schon. Wenn man Geld anlegt, gibt es einige wichtige Informationen zu berücksichtigen, die ich in einem anderen Blogartikel beschrieben habe. - Steuern optimieren: Im Weiteren gilt es bei so hohem Einkommen, die Steuerbelastung zu optimieren.
Dazu könnten Sie abklären, ob Deckungslücken vorhanden sind und ob freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse im Todesfall ausbezahlt werden. Falls ja, informieren Sie sich, ob das Überobligatorium auch verzinst wird und in welcher Höhe. Dann können Sie entscheiden, ob Sie besser in Ihre oder in die PK Ihres Mannes einzahlen. - Plan hin und wieder aktualisieren: Manchmal ändern sich die Lebensumstände, und es gilt die Rechnung wieder anzupassen. Vielleicht bekommen Sie Kinder und Sie arbeiten nicht mehr 100 %. Oder Sie investieren in eine Liegenschaft oder Sie trennen sich oder was auch immer. Aber einen Plan zu haben, ist schon einmal gut. Sie wissen, jetzt, dass es nicht viel braucht, um Ihren Lebensstandard beizubehalten. Ganz nach meinem Motto: „Es gibt keinen falschen Zeitpunkt, um sich mit Finanz- und Vorsorgefragen auseinanderzusetzen. Aber es kann Geld kosten, sich nicht um die Finanzen zu kümmern!“
Anna M.:
Danke, Sandra, für Ihre Ausführungen!
Noch eine Frage:
Warum sinken die Ausgaben im Alter? Ich hätte erwartet, dass sie steigen (Gesundheit im Alter, Pflegekosten).
Sandra Flückiger:
Liebe Anna
Sie haben vollkommen Recht, dass die Gesundheitskosten im Alter ansteigen könnten.
Gemäss Bundesamt für Statistik reduzieren sich die Ausgaben ab 75 Jahren im Durchschnitt um CHF 30’000 pro Jahr und Haushalt im Vergleich zu den Ausgaben bei Pensionierung.
Zudem liegen Sie mit Ihrem Budget weit über dem Durchschnitt. Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen, dass das Geld im Alter nicht reichen könnte.
«Vorsorge für Anfänger»
Worauf sollte ich bei meiner Altersvorsorge achten? Anhand von konkreten Fällen gehe ich in meiner Blogserie auf die relevanten Themen ein. Die Beispiele lehnen sich an die Realität an, sind allerdings frei erfunden.
Wenn Sie sich in einer Person wiedererkennen, umso besser. Dann haben Sie schon ein paar gute Anhaltspunkte für Ihre eigene Vorsorge.
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